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Expertenvortrag für die Angehörigen der Mössinger Feuerwehr

  • Datum: 02.02.2004
  • Abteilung: Gesamtwehr

Auf großes Interesse stieß der Fachvortrag von Dr. Eberhard Bürger zum Thema „Stressbewältigung“ nach belastenden Feuerwehreinsätzen.


Die Feuerwehr hilft allen – doch wer hilft den Helfern? Jedes Jahr werden die Feuerwehren in Deutschland zu unzähligen Einsätzen gerufen. Bei vielen Einsätzen gilt es, Standardaufgaben routiniert zu lösen. Jedoch werden die Feuerwehrangehörigen auch regelmäßig zu Ereignissen alarmiert, bei denen nicht ausschließlich Sachschäden zu beklagen sind, sondern vielmehr Menschen schwerstverletzt oder gar getötet wurden. Die Eindrücke, die sich den Feuerwehrangehörigen an Einsatzstellen bieten, sind vielfach besonders intensiv. Angehörige der Rettungsdienste sind an Einsatzstellen vielfach Extremsituationen ausgesetzt, die man selbst nie erleben möchte. Zwar laufen die Rettungsarbeiten auch in solchen Situationen stets wie gewohnt ab. Die Feuerwehrangehörigen leisten vor Ort bestmögliche Hilfe. Doch wer hilft den Feuerwehrangehörigen anschließend, die Eindrücke zu verarbeiten. Vielfach werden die Helfer selbst ungewollt zu Betroffenen, indem sie das Erlebte einfach verdrängen. Zwei Fachleute konnte der stellvertretende Kommandant der Mössinger Feuerwehr, Otto Mang, im Rahmen des gemeinsamen Unterrichtsabends aller Abteilungen im Feuerwehrhaus begrüßen. Rund 130 Feuerwehrmänner verfolgten interessiert den Vortrag von Herrn Dr. Eberhard Bürger, Chef des medizinischen Dienstes der Landespolizeidirektion Tübingen, und zugleich medizinischer Fachberater für die Feuerwehren im Landkreis Tübingen. Auch Pfarrer Dr. Thomas Hörnig, der Feuerwehr-Ansprechpartner der Notfallseelsorgeeinheit im Kreis Tübingen war der Einladung gefolgt und informierte zu Beginn der Veranstaltung über die Aufgaben der rund 30 NotfallseelsorgerInnen, die sich bereits seit dem Herbst 1999 ehrenamtlich im Landkreis engagieren. Als aktiver Feuerwehrmann kennt Dr. Bürger die Situation bestens: Unverhofft werden Feuerwehrangehörige zu Einsätzen alarmiert, bei denen extreme Eindrücke auf den Feuerwehrmann einwirken. Zu oft werden die Auswirkungen auf die Helfer unterschätzt und sie werden mit ihren Empfindungen alleine gelassen. Häufiger als erwartet, graben sich diese Eindrücke tief in das Bewusstsein der Helfer und können bleibende Verhaltensänderungen bis hin zum Trauma zur Folge haben. Anhand einer interessanten Präsentation konnte Dr. Bürger den Zuhörern einen eindrucksvollen Einblick in die Arbeit der Psychologen am Beispiel des Flugzeugabsturzes in Überlingen gewähren. Darüber hinaus gab er viele Anregungen und Tipps für das Einsatzgeschehen und die so genannten De-Briefings (Einsatznachbesprechungen). So sei es besonders wichtig, so wenig als möglich Einsatzkräfte mit der gegebenen Situation zu belasten. Einen großen Stellenwert misst er den Gesprächen bei, die durchaus im Anschluss an den Einsatz im Kreise der Kameraden stattfinden können, oder wenige Tage später unter Anleitung eines geschulten Moderators die Möglichkeit bieten, über das Erlebte zu sprechen.